Die Madonna in der modernen Kunst
Viele moderne Künstler haben sich in ihren Gemälden mit der Madonna auseinandergesetzt. Auch außerhalb von Religion und Frömmigkeit hat die Madonna ihren Platz als archetypisches Symbol für die Mutter. Daher verschwimmen in vielen modernen Madonnengemälden die Grenzen zwischen religiöser und weltlicher Darstellung. Alle Madonnenbilder, ob altertümlich oder modern, haben eines gemeinsam: Sie stellen eine Mutter dar, die ein Kind in den Armen oder auf dem Schoß hält.
Max Ernst: Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen
Der deutsche Künstler Max Ernst war einer der bedeutendsten Vertreter des Surrealismus und Dadaismus. In seinen traumhaften und oft düsteren Gemälden mischte er christliche Ikonografie mit freudscher Psychologie und Mythologie. Das im Jahr 1926 vollendete Gemälde Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen: André Breton, Paul Éluard und dem Maler löste bei seiner Erstausstellung in Paris einen Skandal aus. Es zeigt die Jungfrau Maria, die das etwa fünfjährige nackte Jesuskind über ihr Knie gelegt hat. Ihr rechter Arm ist zum Schlag erhoben und so unnatürlich abgewinkelt, dass die Handfläche nach oben zeigt. Durch ein viereckiges Fenster im seitlichen Hintergrund sehen die drei Zeugen zu.
Marc Chagall: Die Madonna von Dorf
Der russisch-jüdische Maler Marc Chagall, der viele Jahre in Paris verbrachte, malte zahlreiche Szenen aus der christlichen Tradition. Eines der bekanntesten dieser Werke ist Die Madonna von Dorf. Chagall begann das Gemälde 1938 und malte es während seiner Flucht vor den Nazis. Vollendet wurde es erst 1942 in New York. Das Bild zeigt in der rechten Hälfte eine stehende Madonna, ganz in Weiß gekleidet, die ein Kind auf dem Arm hält. Sie ist umgeben von Engeln, die singen und musizieren. Ein Engel küsst Maria von oben auf die Stirn. Auch eine Kuh mit einer Violine schwebt am goldenen Himmel. Sonst ist das Gemälde in Blautönen gehalten und zeigt im unteren linken Viertel ein Dorf mit einer Kerze am oberen Horizont. Die Madonna ist riesig im Vergleich zum Dorf und schwebt in einer für den Maler typischen Fantasiewelt.