Auguste Rodin und das Höllentor

Der französische Bildhauer Auguste Rodin (1840–1917) ist einer der bekanntesten Bildhauer seiner Zeit. Mit seinen dynamischen Oberflächen und neuen Ausdrucksformen steht er zwar dem Impressionismus nahe, doch stellt er in seinem Werk menschliche Emotionen in den Vordergrund und ist stark vom Symbolismus beeinflusst. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Die Bürger von Calais“, „Eva“, „Der Denker“ und „Der Kuss“. Auguste Rodin war mit diesen Skulpturen seiner Zeit voraus und dementsprechend stießen sie bei Zeitgenossen auf Unverständnis.

Heute ist Rodin für seine einzigartige Darstellung von Bewegung und Sinnlichkeit bekannt. Er stellt Menschen mitten in der Bewegung dar und der Betrachter fühlt geradezu die Lebensenergie. Rodin arbeitete mit dynamischer Bewegung und statt statischer Posen verlangte er von seinen Modellen, dass sie nackt herumliefen oder tanzten. Er wollte menschliches Begehren und leidenschaftliche Gefühle darstellen.

Das Höllentor (1880–1917)

Im August 1880 erhielt Rodin den Auftrag für das „Höllentor“. Das Relief sollte mindestens fünf Meter hoch sein und ein Thema aus der „Göttlichen Komödie“ von Dante darstellen. Rodin wählte den ersten Teil, die Darstellung der Hölle. Er orientierte sich bei seinen Entwürfen an den gotischen Bronzeportalen der Dome. Das sechs Meter hohe und vier Meter breite Portal beherbergt mehr als 200 Figuren. Man sucht allerdings umsonst nach den typischen Schreckensvisionen und Höllenwesen, wie Halbmenschen, Schlangen, Hexen und dergleichen, denn Rodin beschäftigt sich ausschließlich mit Seelenqualen, die in Menschengestalt dargestellt werden.

Die Vollendung des Höllentors zog sich bis zum Lebensende des Künstlers hin und die heute bestehenden Exemplare wurden erst nach seinem Tod gegossen. Damit wurde das Höllentor zum Symbol der Unvollendbarkeit und unbändiger Kreativität. Der erste Bronzeguss des Portals von 1926 befindet sich im Musée Rodin in Paris.

Viele Figuren, die für das Höllentor entstanden, wurden von Rodin als eigenständige Skulpturen verarbeitet, darunter „Der Kuss“ und „Der Denker“, die erstmals 1887 in Paris und später in Brüssel ausgestellt wurden. Die beiden Werke brachten Rodin den Durchbruch in Paris und wurden berühmter als das Höllentor selbst.